Bienensterben global - Beitrag aus der Fachzeitschrift "Naturschutz und Landschaftsplanung" [April 2011]

 
 

Genf (ej). Eine Ökosystem-Dienstleistung par excellence ist gefährdet, und das global: Gravierende Rückgänge von Honig- und vor allem Wildbienen bedrohten nicht allein Pflanzen, sondern auch die Welternährung. Das geht aus einem Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) hervor, der in Genf vorgestellt wurde.

Dem Bericht zufolge werden von den 100 Pflanzenarten, die über 90 % der menschlichen Ernährung sicherstellen, 71 von Bienen bestäubt. In Europa zählten dazu 84 % der 264 Getreidearten und 4000 Gemüsearten. Insektenbestäubte Getreidearten seien unverzichtbar, da sie einen fünfmal höheren Ertrag gewährleisteten als solche, die ohne Insekten auskämen. Zwar sei die Zahl der Bienenstöcke weltweit in den vergangenen 50 Jahren um fast 45 % gestiegen. Doch vor allem in Europa und Nordamerika werde immer häufiger von geschwächten oder sterbenden Völkern berichtet. In Europa und den USA sei die Bienenpopulation in den letzten Jahren um 10 bis 30 % zurückgegangen, im Nahen Osten sogar um 85 %.

Das seit einigen Jahren zu beobachtende großflächige Bienensterben sei mittlerweile ein globales Phänomen, teilte UNEP-Chef Achim Steiner mit. „Die Bienen zeigen, dass wir in einer Welt mit sieben Milliarden Menschen in Wahrheit viel mehr statt weniger von Dienstleistungen der Natur abhängen“, erklärte er mit Blick auf den „Irrglauben“, der technische Fortschritt habe den Menschen im 21. Jahrhundert von der Natur unabhängig gemacht.

Auch wenn die genaue Ursachen des Rückgangs noch immer unklar seien, kenne man bereits über ein Dutzend relevante Faktoren: die Ausbreitung von Pilzen, Milben und Viren in einer globalen Welt, bienengefährdende Chemikalien in der Landwirtschaft wie systemische Insektizide oder chemische Saatgut-Schutzüberzüge, Luftverschmutzung und Biodiversitätsverlust. Denn Bienen benötigten eine Reihe verschiedener Pflanzen, um ihre Larven zu versorgen. Schließlich ändere auch der Klimawandel Blütezeiten und Niederschläge, was bestehende Probleme verstärke und das Pollenangebot verändere.

Der Bericht empfiehlt komplexe Strategien, um dem Bienenverlust entgegenzusteuern. Bienenfreundliche Bauern, die etwa Blütenpflanzen am Feldrand anbauten, sollten prämiert werden. Vorsicht im Umgang mit Agrarchemikalien sowie das Aufklären von Wissenslücken seien weitere wichtige Maßnahmen, teilte die UNEP mit.

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