Förderscheckübergabe für LEADER-Projekte im Ilm-Kreis

 
 

Wir stehen auf dem Hof der Familie Beck in Neuroda und blicken auf das denkmalgeschützte Ensemble aus Pfarrhaus und Hof von 1772, welches die Familie im Jahr 2013 erworben hat. Familie Beck bewohnt das obere Stock-werk. Das untere wird nun in den nächsten drei Jahren zu einem kollaborativen Raum verwandelt. Was verbirgt sich dahinter? Herr Beck erklärt: „Wir wollen zum einen einen Co-Working Space schaffen, in dem sich mobil arbeitende Menschen treffen und zusammen arbeiten können. Zum anderen entsteht ein Raum, der für Lesungen, Hauskonzerte etc., aber auch als Treff-punkt für die Dorfgemeinschaft dienen soll.“. Frau Beck ergänzt: „Das Pfarr-haus war der traditionelle Anlaufpunkt für die Menschen im Ort. Für uns war immer klar, uns gehört nur das halbe Haus, der Rest ist für alle da.“. Wenn einer der Künstler oder Co-Worker mal länger bleiben will, findet er in der Scheune bald eine Gästebox vor. Nach dem „Haus im Haus“-Prinzip wird eine fertige Wohnbox in dem Bestandsgebäude aufgestellt, so dass die Bausubstanz nicht verändert werden muss. Für Umsetzung des Projektes erhält Familie Beck 38.954,96 Euro.

Vor Ort ist auch Herr Brettel vom Gemeindekirchenrat Neustadt am Renn-steig. Die Kirche des Ortes hat bereits international als „Her(r)bergskirche“ Aufsehen erregt. Im Rahmen der IBA Thüringen wurde die Möglichkeit geschaffen im Kirchgebäude zu übernachten. Seitdem wird diese Übernachtungsmöglichkeit über das Portal „AirBnB“ vermarktet und ist an den Wochenenden im Sommer regelmäßig ausgebucht. „Die Gäste kommen aus aller Welt nach Neustadt, da die Übernachtung in einer Kirche etwas Einzigartiges ist“, sagt Herr Brettel. Bisher konnten die Gäste die Sanitäranlagen des benachbarten Pfarrhauses nutzen. Da das Pfarrhaus künftig wieder belegt werden soll, wird diese Möglichkeit wegfallen. Deshalb wird jetzt ein Sanitär-raum mit kleiner Teeküche in das Kirchengebäude eingebaut. Hierfür und für weitere kleinere Maßnahmen zur Aufwertung der Kirche und ihres Umfelds erhält der Kirchgemeindeverband Fördermittel in Höhe von 47.523,73€.

Herr Ingolf Beck, Ortsbürgermeister des kleinen Stadtilmer Ortsteils Hammersfeld, berichtet von seinem Projekt, einer Grillhütte für die Dorfgemeinschaft: „Eine kleine, überdachte Sitzgelegenheit mit Tisch war bisher der einzige gemütliche Treffpunkt für unsere Dorfgemeinschaft im Ortskern.“. Auch von den Wanderern, die gelegentlich im Ort vorbeikommen, wurde diese gerne als Rastmöglichkeit genutzt. Für die Ausrichtung von Festen in der Dorfgemeinschaft genügt die kleine Sitzgelegenheit jedoch nicht. Deshalb legt die sehr aktive Dorfgemeinschaft unter Federführung des Feuerwehrvereins nun selbst Hand an und baut in Eigenleistung an dieser Stelle eine größere Hütte mit einer Grillgelegenheit. Diese Form der Eigenleistung ist die Besonderheit bei den sogenannten Kleinprojekten bis 5.000 Euro Investitions-summe. Der Feuerwehrverein Griesheim/Hammersfeld erhält hierfür 3.748,50 Euro. Damit wird das Material angeschafft, der Eigenanteil wird durch die Arbeitsstunden geleistet, die bei dem Aufbau der Hütte anfallen.

Noch von der früheren Gemeinde Wipfratal wurde die traditionsreiche Wanderhütte in den Reinsbergen oberhalb von Reinsfeld erworben. Ursprünglich als Sommerwirtschaft betrieben, wurde daraus im Laufe der Zeit eine Gruppenunterkunft als Wanderlager. Letzter Eigentümer war ein Arnstädter Sport-verein. Mit dem Ziel, die Hütte künftig wieder für Veranstaltungen der Dorfgemeinschaft sowie als Gruppenunterkunft nutzen zu können, ist das Gebäu-de aufwendig zu sanieren. Neben dem zum Teil erneuerungsbedürftigen Fachwerk, sind Gebäudeteile abzubrechen und das Dach auszubessern. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Ver- und Entsorgung des mitten im Wald und an keinerlei Leitungsnetz angeschlossenen Gebäudes. Eine kleine Photovoltaikanlage soll die Eigenstromversorgung ermöglichen, eine moderne Trockentoilette das Auskommen ohne Kanalisation oder Klärgrube ermöglichen. Direkt am Wanderweg „Von Bach zu Goethe“ gelegen wird hie-raus sicher nach der Eröffnung wieder ein bei Veranstaltungen beliebtes Ausflugsziel sowie eine schöne Übernachtungsmöglichkeit für Wanderer mitten in der Natur. Dieses Vorhaben der Stadt Arnstadt unterstützt die RAG Gotha – Ilm-Kreis – Erfurt mit 94.543,18 Euro.

Herr Tischer, 1. Beigeordneter des Ilm-Kreises, freut sich über den Einsatz der Projektträger, die zum Teil im Ehrenamt die Projekte umsetzen und so die Entwicklung im ländlichen Raum vorantreiben und diesen lebenswert machen.

Insgesamt wurden knapp 25 Projekte von der RAG ausgewählt, die eine Förderung erhalten. Die Projekte weisen inhaltlich eine Bandbreite von Tourismus über Ehrenamt und Dorfgemeinschaft bis hin zu regionalen Produkten und Naturschutz auf. „Die Corona-Pandemie hat in diesem Jahr einiges verzögert. Das hat natürlich auch die Antragssteller betroffen. Zusammen mit der Bewilligungsstelle, dem Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und ländlichen Raum Gotha, hat das LEADER-Management nach Wegen gesucht, die Anträge trotzdem auf den Weg zu bringen“, sagt Rainer Zobel, Vereinsvorsitzender der RAG.

Er ruft des Weiteren dazu auf, sich am neuen Projektaufruf der RAG zu beteiligen. Dieser läuft noch bis 31.10.2020. Sie haben auch eine Idee zur Entwicklung des ländlichen Raumes? Nehmen Sie gerne mit dem LEADER-Management Kontakt auf: kontakt@rag-gotha-ilm-kreis-erfurt.de oder 0361 4413 216.