Neustadt a.R. - Umgestaltung einer Industriebrache in eine öffentliche Freifläche

 
 

Bis zur politischen Wende im Jahre 1989 stellte der VEB Thermoplast auf dem o.g. Gelände verschiedene Plastikerzeugnisse her. Im Jahr 1997 stürzten Teile der Gebäudesubstanz ein und beschädigten dabei öffentliche Verkehrsflächen und Privateigentum. Im Jahre 2003 wurden die oberirdischen Gebäudeteile im Auftrag des Bundes abgerissen. Es verblieben Stützwände, die Bodenplatte sowie die Keller.

Die Gemeinde Neustadt am Rennsteig bemühte sich seit Längerem um eine Lösung für die noch vorhandene Industriebrache, da diese in einem staatlich anerkannten Erholungsort wie Neustadt das Ortbild erheblich beeinträchtigt und auf Grund von Absturzmöglichkeiten eine Gefahr für die Bürger und Gäste des Ortes darstellt.

Der Rennsteig führt in seinem Originalverlauf in unmittelbarer Nähe an diesem Komplex vorbei. Das Thermoplastgelände selbst liegt in seiner nordöstlichen Ausdehnung ca. 100-120 m entfernt vom Rennsteig und ist sowohl aus dem Ortskern in ca. 2 Gehminuten als auch mit dem PKW (Zufahrtsmöglichkeit für Behinderte) ohne Probleme erreichbar.

Zum Gesamtkomplex gehören auch zwei Gebäude (Kirchgasse 20 und Hüttenstraße 4), die einen städtebaulichen Misstand darstellen und von denen eine nicht unerhebliche Gefahr für die Sicherheit der Allgemeinheit ausgehen. Weiterhin gehören zum Gesamtkomplex eine Turnhalle und ein Jugendclub sowie eine befestigte Fläche, die vor Fertigstellung des Gemeindezentrums "Kammweg" als Festplatz genutzt wurde und nunmehr in dieser Funktion brach liegt.

Die Gemeinde Neustadt betrachtet diesen Gesamtkomplex in seiner Gänze als Entwicklungsschwerpunkt der Gemeinde in den nächsten Jahren. Das Thermoplastgelände bildet hier die entscheidende Auftaktsituation, die eine geordnete Entwicklung überhaupt erst möglich macht.

Die Vorstellung zur Umgestaltung des Thermoplastgeländes orientieren sich an der Zielstellung der Errichtung einer parkähnlichen Anlage. Diese Freianlage soll verschiedenen Nutzergruppen die Möglichkeit zur Betätigung und Erholung bieten:

Nutzergruppe I: Die ortsansässige Bevölkerung
Die natürliche Bevölkerungentwicklung der Gemeinde Neustadt/Rstg. von zwei Trends gekennzeichnet: Eine Steigerung der Geburtenrate gegenüber den geburtenschwachen Jahren 1994/1995 sowie die Alterung der Bevölkerung. Bei der Umgestaltung des Geländes sollte dieser Tendenz der Bevölkerungsentwicklung Rechnung getragen werden.

Nutzergruppe II: Die Gäste der Gemeinde
Die Gäste der Gemeinde Neustadt benötigen zur Steigerung der Attraktivität des Standortes eine solche Anlage. Sie ist sowohl von den Funktionsbereichen als auch von ihrer Lage auf die Bedürfnisse dieser Nutzergruppe zugeschnitten. Die Gemeinde Neustadt konnte im Jahr 2007 über 42.000 Übernachtungen mit einer durchschnittlichen Verweildauer von 4,5 Tagen verzeichnen.
Da der Tourismus auf Grund der exponierten Lage von Neustadt/Rstg. in mitten des Naturparks Thüringer Wald, des FFH-Gebietes, LSG, im Einzugsbereich der Trinkwassertalsperre Schönbrunn und auf Grund einer Vielzahl geschützter Biotope am unmittelbaren Ortsrand (Bergwiesen) als einziger Wirtschaftsfaktor im Rahmen der bestehenden Ortslage ausgebaut werden kann, versteht die Gemeinde es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben, neben ihren sonstigen Pflichtaufgaben, diesen Wirtschaftsfaktor infrastrukturell soweit wie möglich zu unterstützen.

Auf Grund der beschriebenen Bedürfnisse und der örtlichen Gegebenheiten flossen in die Planung folgende Funktionsbereiche ein:

- Ruhezone
- Wegeverbindungen aus verschiedenen Funktionsbereichen über einen zentralen Mittelpunkt
- Spielzone für Jahrgänge 4 bis 10
- Rastplatz für Wanderer
- Trimmpfad 50+

Die parkähnliche Anlage ermöglicht auch dem Rennsteigwanderer ohne großen Umweg in einer verkehrsberuhigten Atmosphäre eine Rastmöglichkeit.

Bei der Materialauswahl wurde viel Wert auf einen möglichst geringen Versiegelungsgrad der Flächen gelegt. Bei der Gehölzauswahl kommen hauptsächlich einheimische Laubgehölze zum Einsatz. Die überdachte Rastmöglichkeit für Wanderer erhält eine gebietstypische Schiefereindeckung.